Von 06. bis 09. Jänner fand auch heuer wieder die Stunde der Wintervögel statt. Bei dieser, von der Organisation BirdLife ins Leben gerufenen Vogelzählung, wird an einem der vier Tage eine Stunde lang beobachtet, wie viele Vögel einer Art sich gleichzeitig in einem bestimmten Bereich (z.B. in der Nähe eines Futterhäuschens) aufhalten. Das Ergebnis wird danach an BirdLife gemeldet. Auf diese Weise kann über das ganze Land verteilt festgestellt werden, welche Vögel in welcher Häufigkeit bei uns überwintern. Die Auswertung kann auf der Website von BirdLife eingesehen werden.
Ich persönlich finde diese Aktion wirklich toll und habe auch in den vergangenen Jahren fleißig mitgezählt. Heuer war erstmals auch meine Kamera samt Teleobjektiv mit von der Partie, ganz nach der Devise: Wenn ich schon eine Stunde in der Kälte ausharre, möchte ich am Ende auch etwas Vorzeigbares haben. Mein Beobachtungsplatz war diesmal eine Futterstelle, die jemand am Waldrand eingerichtet hatte. Aufgrund der Nähe zu einem Spazierweg waren die Vögel Menschen gewohnt und sollten sich auch durch ein Stativ samt Kamera nicht abschrecken lassen. Nun stand ich also da und wartete, und wartete, und wartete. Doch es kam niemand - bis auf einige Spaziergänger die mich neugierig ansahen. Als ich mir schon sicher war, dass ich in meinem geplanten Beobachtungszeitraum keinen Vogel mehr zu Gesicht bekommen würde, hörte ich aufgeregtes Gezwitscher hinter mir. Dann ging es schnell. Eine kleine Schar an Kohlmeisen, Tannenmeisen und Haubenmeisen kam zum Futterplatz und machte sich über die Samen her. Die Vögel flatterten abwechselnd zum Futterhäuschen und bedienten sich an den Sonnenblumenkernen. 10-15 Minuten später waren sie auch schon wieder weg.
Vögel zu beobachten ist keine sonderlich aufregende oder spektakuläre Tätigkeit. Das ist doch langweilig und nur etwas für alte Leute denken (leider) viele. Ich sehe das natürlich nicht so, andernfalls würde ich mich nicht im Winter in den Wald stellen und den Tieren beim Fressen zusehen. Ganz im Gegenteil, ich finde es interessant zu beobachten, wie sich die verschiedenen Vogelarten unterschiedlich am Futterhaus verhalten. Während die Meisen nur kurz zur Futterstelle kommen, sich einen Samen holen und sofort wieder ins schützende Dickicht fliegen, verweilen andere Vögel, wie Stieglitze oder Spatzen länger am Häuschen und streiten mitunter heftig um das Futter. Es lässt sich auch recht schnell ein Rhythmus feststellen, zu welcher Uhrzeit bestimmte Vögel gerne zur Futteraufnahme kommen. Wenn man über einen längeren Zeitraum seine Futterstellenbesucher kennt, wundert und freut man sich, wenn auf einmal ein neuer Vogel zu Gast ist. Dabei wird man mitunter Zusammenhänge herstellen, die einem zuvor vielleicht gar nicht aufgefallen sind. Meine Eltern haben im Winter zum Beispiel regelmäßig Amseln, Blaumeisen, Grünfinken, Kohlmeisen, Rotkehlchen, Spatzen, Stieglitze und Tauben an ihrer Futterstelle. Als es bei ihnen richtig viel geschneit hat, waren auf einmal auch Bergfinken, Eichelhäher, Kernbeißer, Kleiber und Tannenmeisen zu sehen. Gemeinsam mit dem Schnee verschwanden sie dann auch wieder vom Futterhaus. Das spärliche Futterangebot in dieser Zeit dürfte sie zu den Futterstellen gezwungen haben. Mit etwas Glück und Geduld bekommt man neben den heimischen Wald- und Wiesenvögeln auch seltenere Exemplare zu Gesicht. Meine Frau und ich freuen uns jedes mal, wenn am Bach hinter unserem Haus ein Graureiher zu sehen ist. Gelegentlich lassen sich dort auch Gebirgsstelzen und Wasseramseln bei der Nahrungssuche beobachten. Ich finde Vogelbeobachtung kann sehr wohl Spaß machen wenn man sich darauf einlässt. Auf jeden Fall hilt sie, den eigenen Horizont zu erweitern und die Sinne für die Natur zu schärfen.