06. März 2024

Schneeglöckchenfotografie: Ein zarter Frühlingsgruß im Fokus

Die Herkunft und Verbreitung des Schneeglöckchens

Das Schneeglöckchen, auch bekannt als Galanthus nivalis, ist ein zarter und zugleich widerstandsfähiger Frühlingsbote. Ursprünglich stammt es aus südlicheren Regionen Europas, von Frankreich über Italien bis zum Balkan. Der innere Ostalpenbereich, zu dem auch meine Heimat Tirol gehört, wurde auf natürliche Weise von dieser zarten Blume nicht erreicht. Alle Vorkommen in dieser Region sind verwilderte Bestände. Auch in Südtirol und Bayern sind Schneeglöckchen nur eingebürgert vorhanden, ohne ursprünglich heimische Bestände. [1]

Schneeglöckchen in meiner Region

In meiner Region, dem Großraum Innsbruck, sind Schneeglöckchen größtenteils in privaten Gärten, Parkanlagen oder im Botanischen Garten zu finden. Wenn man sie in der freien Natur entdeckt, handelt es sich meist um verwilderte Kulturpflanzen. Trotzdem erfüllen sie mich jedes Jahr mit Freude, denn sie markieren den Beginn des Frühlings. Kaum beginnt der Schnee zu schmelzen, brechen sie aus der Erde und beleben die ansonsten noch karge Winterlandschaft.

Als Fotograf schätze ich diese ersten Frühlingsboten natürlich besonders. Mit einem weinenden Auge blicke ich manchmal in Regionen, in denen Schneeglöckchen ganze Waldabschnitte in ein Blütenmeer verwandeln. Solch ein üppiges Vorkommen gibt es bei uns in der Natur leider nicht. Doch auch in meiner näheren Umgebung gibt es Möglichkeiten, sich mit den Frühblühern auseinanderzusetzen. Meistens sind sie, wie bereits erwähnt, in öffentlichen Parkanlagen oder in der Nähe von Privatgärten zu finden, aus denen sie “ausgebrochen” sind.

Kreative Fotografie mit Schneeglöckchen

Persönlich genieße ich es, mich mit den Schneeglöckchen zu beschäftigen und ihre Details zu entdecken. Oft sitze ich stundenlang an meiner Location auf dem Boden und suche mir meine Motive. Dabei geht es mir nicht nur darum, Nahaufnahmen zu machen, sondern vielmehr darum, die Blumen in ihrem Lebensraum zu porträtieren oder eine Geschichte zu erzählen. Ich nutze dafür sowohl ein 100 mm als auch ein 180 mm Makroobjektiv, da diese Objektive einen sehr schönen Bildlook haben und die Fotos malerisch wirken.

Beim Fotografieren suche ich mir eine möglichst freistehende Pflanze oder Blüte und versuche sie bestmöglich in Szene zu setzen. Ich achte auch darauf, dass der Stängel nicht quer durch die Blüte verläuft und dass mein ausgewähltes Exemplar ansehnlich ist (keine angeknabberten oder braunen Stellen auf der Blüte). Habe ich ein Schneeglöckchen gefunden, das meinen Vorstellungen entspricht, experimentiere ich so lange mit verschiedenen Positionswechseln bis ich eine Komposition gefunden habe, die mir gefällt.

Schneeglöckchen
Ein freistehendes Schneeglöckchen mit einer Gruppe im Hintergrund

Alternativ kann aber auch eine ganze Gruppe von Schneeglöckchen fotografiert werden. Hier liegt die Herausforderung darin, den Fokus des Betrachters auf die Gruppe zu richten, so dass das Bild nicht chaotisch wirkt. Mir ist es auch wichtig, bodennah zu arbeiten. Aus der Froschperspektive entstehen einfach die schönsten Bilder. Die Kamera lege ich dazu einfach auf den Boden oder auf einen Bohnensack. Ein Stativ ohne Mittelsäule kann ebenfalls hilfreich sein.

Gruppe von Schneeglöckchen
Gruppenfoto

Ein weiterer Trick ist es, die Schneeglöckchen gegen einen schönen Hintergrund abzubilden oder durch andere Schneeglöckchen hindurch zu fotografieren, um interessante Reflexionen oder Doppelungen zu erzeugen. Als Hintergrund eignet sich z.B. eine Hecke, durch die Licht einfällt, das ergibt schöne Unschärfekreise. Die entstehenden Bilder gleichen oft gemalten Kunstwerken und geben meine Begeisterung für diese tollen Blumen perfekt wieder.

Aber das Wichtigste ist, dass ihr euch für ein Foto Zeit nehmt. Die meisten Pflanzenfotos entstehen im Vorbeigehen und das sieht man auch. Bis ich meine Komposition gefunden habe, experimentiere ich gerne mit verschiedenen Abständen und Winkeln zum Motiv. Kamera rauf, Kamera runter, links, rechts, vor zurück und und und. Und das dauert manchmal länger. Das ist auch der Grund, warum ich Schneeglöckchen oder andere Frühblüher am liebsten alleine oder nur mit Gleichgesinnten fotografiere.

Schneeglöckchen mit Doppelung
Schneeglöckchen mit Doppelung

Was kommt in den Rucksack?

Wenn ich Schneeglöckchen fotografiere, sieht meine Packliste wie folgt aus:

  • Kamera
  • Canon RF 100mm F2.8L Macro IS USM
  • Sigma 180mm F2.8 EX DG OS HSM
  • Bohnensack (selbst gemacht von meiner Cousine)
  • Sitz-/Knieunterlage
  • optional: etwas zum Abschatten

Oft dabei aber fast nie eingesetzt:

  • Canon EF 50mm F1.8 STM
  • Canon EF 135mm F2.0L USM
Ausrüstung
Meine Standardausrüstung beim Schneeglöckchen fotografieren

Mehr Ausrüstung braucht es eigentlich nicht, um schöne Bilder von Schneeglöckchen zu machen. Obwohl ich einige Objektive im Rucksack habe, wechsle ich sie nicht ständig. Meistens bleibe ich relativ lange bei einer Brennweite. Erst wenn ich das Gefühl habe, nicht mehr kreativ zu sein, setze ich ein anderes Objektiv ein.

Fazit

Schneeglöckchen zu fotografieren macht Spaß und ist eines meiner ersten Highlights im ausklingenden Winter. Sind diese klassischen Frühblüher erst einmal aufgeblüht, geht es Schlag auf Schlag. Es folgen Küchenschellen, Leberblümchen, Schachbrettblumen und plötzlich steht Ostern vor der Tür und wir sind mitten im Frühling und blicken schon auf den Sommer. Für mich ist es jedenfalls das Ende des Winters und der Beginn der bunten, farbenfrohen Zeit des Jahres. Bei meinen Recherchen über die Schneeglöckchen habe ich auch etwas Neues gelernt und erfahren, dass sie in meiner Region nicht natürlich vorkommen. Ich kann nur jeden ermutigen, seine Kamera in die Hand zu nehmen und sich ebenfalls auf die Suche nach Galanthus nivalis zu machen und die Natur in seiner Region zu erforschen. Vielleicht geht es euch wie mir und ihr erfahrt etwas Neues über eure Heimat.

Wusstest du schon…?

  1. Es gibt mittlerweile über 2000 verschiedene Sorten von Schneeglöckchen! 🌷

  2. Der Name “Galanthus” kommt aus dem Griechischen und bedeutet “Milchblüte”. 🌸

  3. Alle Pflanzenteile des Schneeglöckchens sind giftig. Die Zwiebel enthält aber auch ein medizinisch wertvolles Alkaloid, das z.B. bei Demenz oder neuralgischen Schmerzen eingesetzt wird. 💊

  4. Schneeglöckchen können tatsächlich Schnee schmelzen, da sie Kohlenhydrate verbrennen und Wärme erzeugen. So entsteht oft eine schneefreie Zone um die Blumen herum. Beeindruckend, oder? ❄️

  5. Ameisen spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Schneeglöckchen, indem sie die Samen transportieren. Ein schönes Beispiel für Naturverbundenheit. 🐜

Schneeglöckchen das aussieht wie ein Aquarell
Der Hintergrund und die Farben haben mich zu diesem Foto verleitet
Frühlingsknotenblume die aussieht wie eine Leselampe
Diese Frühlingsknotenblume ist eine Stehlampe für Ameisen
Schneeglöckchen mit Winterlingen
Diese beiden Schneeglöckchen sind umgeben von Winterlingen
Schneeglöckchen in grüner Wiese
Dieses Exemplar stand ganz allein in der Wiese

Quelle: E-Mail Anfrage an den Botanischen Garten der Universität Innsbruck am 04.03.2024