28. November 2022

Eisvogel im Eis

Vor kurzem war ich mit zwei Fotografenkollegen zur Vogelfotografie unterwegs. Es stand kein geringerer als der Liebling der meisten Tierfotografen auf dem Programm - der Eisvogel. So ziemlich jeder Fotograf den ich kenne möchte den blau-orangen Winzling einmal vor die Linse bekommen. Entsprechend viele Fotos von ihm kursieren in den Sozialen Medien und diversen Fotoforen. Da ich schon einige Erfahrungsberichte zur Eisvogelfotografie und deren Herausforderungen gelesen habe, war ich im Vorfeld nicht sonderlich optimistisch, überhaupt ein gutes Foto machen zu können, wollten wir es doch tatsächlich ohne Tarnung und Ansitz versuchen. Und zunächst sah es auch gar nicht gut für uns aus.

Eisvogel

Als wir an der Location ankamen fanden wir zunächst ein zugefrorenes Gewässer vor. Damit hatten wir, trotz der winterlichen Verhältnisse in den letzten Tagen, nicht gerechnet, schließlich hatte es untertags immer noch deutlich über 0 °C. Da sich der Eisvogel von Fischen ernährt mussten wir also davon ausgehen, dass er diesen Standort bereits verlassen hat. Doch wo wir schon einmal hier waren, wollten wir zumindest nachsehen ob es noch irgendwo offene Stellen im Eis gibt. Mit etwas Glück ist unser Vogel doch noch nicht umgezogen, ansonsten würden sich bestimmt andere Motive anbieten, wir sind ja schließlich flexibel.

Eisvogel

Nach kurzer Zeit fanden wir tatsächlich eine größere eisfreie Fläche in Ufernähe. Vom Eisvogel war jedoch weit und breit keine Spur. Stattdessen genossen, nicht weit von uns entfernt, ein paar Jugendliche den Tag, hörten Musik und warfen Steine ins Wasser. Aus Mangel an Eisvögeln fotografierten wir indessen Spiegelungen auf der Wasseroberfläche und Strukturen auf der Eisdecke. Ab und zu hörten wir, wie die Leute nebenan Steine ins Wasser warfen, welche ein sattes “Plotsch” von sich gaben.

Eisvogel

Ein wenig später war unsere Geduld zu Ende und wir packten zusammen um zu einer anderen Location zu fahren. Einer meiner Kollegen machte noch einen letzten Blick das Ufer entlang und flüsterte uns plötzlich aufgeregt zu. Keine zehn Meter von unserem Standort entfernt saß der Eisvogel auf einem Ansitzast und fokussierte die Wasseroberfläche unter ihm. Als er einen Fisch ausmachte schoss er pfeilschnell hinab und tauchte mit einem “Plotsch” ins Wasser ein. Nun kamen wir uns ziemlich dämlich vor. Die ganze Zeit über fischte er bereits neben uns und wir haben es nicht mitbekommen. Schnell waren unsere Kameras wieder ausgepackt und endlich konnten wir unsere Fotos vom Eisvogel machen. Die Eisdecke stellte sich am Ende als Glücksfall für uns heraus. Wäre das Gewässer nicht zugefroren, hätte sich der Vogel aufgrund unserer Anwesenheit ein ruhigeres Plätzchen zum fischen gesucht. So konnten wir ihm ohne jegliche Tarnung und Deckung den ganzen Nachmittag beim jagen zusehen. Den Eisvogel schien es nicht zu stören. Er beachtete uns kaum und konzentrierte sich auf seine Fische. Erst als die Dämmerung hereinbrach und das Licht keine kurzen Verschlusszeiten mehr zuließ, beendeten wir einen für uns aufregenden und spannenden Fototag.

Eisvogel

Abschließend möchte ich festhalten, dass bei meinen Kollegen und mir das Tierwohl oberste Priorität hat. Bevor ich einem Tier schade oder unnötigem Stress aussetze, ziehe ich lieber zurück und verzichte auf das Foto. Wenn wir das Gefühl gehabt hätten den Vogel bei der Jagd zu stören, hätten wir uns aus seinem Lebensraum zurückgezogen.

Spiegelungen im Wasser
Nicht nur der Eisvogel war ein lohnendes Motiv, auch die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche boten sich für ein Foto an.
Spiegelungen im Wasser
Die unzähligen Weidenblätter bildeten ein schönes Muster auf dem Eis.
Unschärfekreise im Wasser
Auch defokussiert ergaben sich spannende Motive.